Eine der wenigen Dinge, bei denen sich sowohl Cannabisgegner als auch Befürworter tatsächlich einig sind: das neue Cannabisgesetz (KCannG) ist nicht das Gelbe vom Ei. Es ist die Kollision von einer guten Grundidee (nämlich der lange überfälligen Legalisierung von Cannabis als eines der am wenigsten gefährlichen Rauschmitteln von allen) und diskussionsbedürftigen EU-Regelungen, veralteten Ansichten und politischem Populismus. Dennoch sind wir im April 2024 einen sehr wichtigen Schritt gegangen und stehen deutlich besser da, als noch vor wenigen Jahren.

Was wir Konsumenten schon immer am lautesten gefordert hatten: „Lasst uns endlich in Ruhe Kiffen!“. Das können wir seit dem 1. April 2024. Klar, mit Einschränkungen, aber damit lässt sich arbeiten. Weder der Konsum, noch der Besitz sind per se illegal. Und wir sind nicht mehr auf den Schwarzmarkt angewiesen: wir dürfen zu Hause anbauen. Auch das mit Einschränkungen, aber auch damit lässt sich mehr als gut arbeiten.

Allerdings darf dies nicht das Ende der Fahnenstange sein: in Bezug auf Cannabis ging schon immer die größte Gefahr vom Schwarzmarkt aus, sowohl für erwachsene Konsumenten als auch für Kinder und Jugendliche. Letztere werden durch Dealer „eingefangen“ und zu Dauerkunden für so gut wie alle denkbaren Substanzen herangezogen. Erwachsene bekommen anstelle von sauberem und unbehandeltem Material gestrecktes und mit künstlichen Cannabinoiden versehenes Gras. Die Bekämpfung des Schwarzmarktes sollte also das oberste Ziel von uns allen sein – Eltern, Konsumenten und Politikern.

Die jahrzehntelange Prohibition hat sich als gescheitert herausgestellt, so restriktiv sie teils auch ausgelebt wurde. Die Zahl der Konsumenten stieg trotzdem stetig an, der Schwarzmarkt hatte dabei das Monopol und Jugendschutz gab es in diesem Rahmen so gut wie gar nicht.

Unserer Meinung nach gibt es nur einen einzigen wirksamen Weg, den Schwarzmarkt nahezu komplett auszurotten: Fachgeschäfte!

Stünde es für alle erwachsenen Deutschen problemlos offen zur Verfügung, müsste sich keiner mehr am Schwarzmarkt bedienen, weder Dauerkiffer noch Gelegenheits- oder einmalige Konsumenten. Aber entgegen der willkürlichen und unbelegten Aussagen verschiedener CSU-Politiker wird bereits jetzt der Schwarzmarkt deutlich eingedämmt: ein Großteil der bisherigen Konsumenten ist bereits im ersten Jahr auf den Eigenanbau umgestiegen, dies belegen ganz klar die Zahlen und Statistiken von Samen- und Equipmentverkäufern. Schon jetzt sind dadurch hundertausende Kiffer in der Lage, sich selbst mit sauberem, selbst gegrowten Cannabis zu versorgen. Jedes einzelne selbst geerntete Gramm ist ein Gramm weniger im Schwarzmarkt!

Was das Cannabisgesetz allerdings NICHT kann: die jahrzehntelange Stigmatisierung von Konsumenten beseitigen. Kiffer wurden immer in eine bestimmte Klischee-Schublade gesteckt – die des dauerbreiten, vor sich hin grinsenden Sofajunkees, der sich an nichts erinnert. Diese gibt es, keine Frage. genauso wie es extreme Alkoholiker gibt, die nicht mehr laufen können und ein Großteil ihrer Gehirnzellen für immer ruiniert ist. Sie bilden aber nachweislich die Ausnahme der geschätzt 5 Millionen Cannabiskonsumenten.

Genau so gibt es aber die Konsumenten, die einen vernünftigen Umgang mit Cannabis pflegen, die ihr Leben ganz normal führen und im Griff haben, die Kinder haben und nur abends nach Feierabend mal entspannen möchten. Diese Konsumenten gibt es durch sämtliche Berufsbilder, durch sämtliche Sozialschichten und durch sämtliche Altersklassen. Sie fielen nur bislang nicht auf, da sie sich in der Illegalität nicht „geoutet“ haben.

Der gemütliche Feierabendjoint sollte endlich genauso „normal“ werden wie das kühle Feierabendbier. Denn wie bei vielen „weichen Drogen“ kommt es vor allem auf das Maß und den vernünftigen Umgang an.