Was ist Cannabis?
Rund um Cannabis und dessen Konsum gibt es viele Begriffe und noch mehr Gerüchte – unter Kiffern legendär ist ein Beitrag der ARD vom Juli 2024 (bei Minute 5:45), in dem ein „Experte“ erklärt, Marihuana sei die Blätter und um Haschisch zu gewinnen, werde der Stamm der Pflanze angeritzt. Völliger Quatsch. Man sieht, es ist noch viel Erklärung notwendig:
Die Hanfpflanze ist eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen des Planeten, die bereits seit tausenden von Jahren sowohl für Textilien als auch als Medizin genutzt wird. In der freien Natur ist sie eine einjährige Pflanze, die bei guten klimatischen Bedingungen problemlos drei bis vier Meter hoch werden kann. Am bekanntesten sind natürlich die Blätter der Pflanze, die handförmig zusammengesetzt sind und einen gezackten Rand haben. Entgegen weit verbreiteter Gerüchte werden normalerweise NICHT die Blätter geraucht, sie haben sich nur als Sinnbild für Cannabis etabliert.
Lediglich die weibliche Cannabispflanze hat die berauschende Wirkung. Dafür verantwortlich sind die sogenannten Cannabinoide: mehr als 120 verschiedene sind in der Pflanze enthalten. Aber nur wenige davon wirken psychoaktiv, das stärkste und gleichzeitig bekannteste ist THC (Tetrahydrocannabinol). Der zweitbekannteste Wirkstoff ist CBD (Cannabidiol), der allerdings nicht psychoaktiv wirkt, sondern eher beruhigend (schon lange im freien Handel erlaubt, z. B. als Tropfen oder Öl). Dennoch hat CBD eine wichtige Funktion: es mildert die Wirkung des THC ab. Reines THC, ohne „Gegenspieler“, wäre für uns Menschen unbekömmlich und die halluzinogenen Nebenwirkungen würden überhand nehmen. CBD gleicht dies aus. Genauso spielt jedes einzelne andere der über 120 Cannabinoide eine Rolle beim Konsum – erst das Zusammenspiel dieser Wirkstoffe schafft das Gleichgewicht für den „angenehmen“ typischen Rausch, den Freizeitkonsumenten lieben.
Die bei uns in Europa typischsten Produkte aus der Pflanze sind Marihuana (Gras, Weed) und Haschisch (Dope, Shit):
Marihuana wird im allgemeinen aus der Blüte der Cannabispflanze gewonnen. Anders als die Blätter sind die Blüten sehr reich an Cannabinoiden. Sie werden nach der Ernte getrocknet und eingelagert, um sie zu konsumieren. Gras besitzt den typisch süßlich-zitronigen Geruch, den viele kennen.
Bei Haschisch handelt es sich um das Harz der Pflanze, das zusammen mit anderen Pflanzenbestandteilen meist zu „Platten“ gepresst wird, um es dann in Joint & Co hineinzubröseln. Dope ist stärker konzentriert als Weed und schmeckt oft „würziger“.
Um mit einem weiteren Gerücht aufzuräumen: man kann NICHT high werden, wenn man an Cannabisblüten riecht! Cannabinoide sind wie ätherische Öle – sie entfalten ihre Wirkung erst ab einer bestimmten Temperatur. THC zum Beispiel löst sich erst ab 157° Grad, CBD bei 170° Grad. Deshalb wird Cannabis meist geraucht, zum Beispiel im Joint zusammen mit Tabak, oder es wird im Verdampfer („Vape“) konsumiert. Bei beiden Varianten wird es also erhitzt, um zu wirken. Möchte man Cannabis essen (zum Beispiel gebacken in Form von Cookies oder Brownies), muss es zuvor mit Wärme aktiviert („decarboxyliert“) werden, damit das Endprodukt wirkt.
VORSICHT – CHEMIE:
neben den natürlichen Wirkstoffen gibt es auch immer mehr synthetische – sogenannte künstliche Cannabinoide. Diese stammen aus Labors und wurden anfangs Gewürzmischungen („Spice“) beigemischt. Die genauen Inhaltsstoffe sind nicht bekannt und sie wirken teils 600 mal stärker als natürliches Cannabis. Und während es beim natürlichen Cannabis keine echte (medizinisch bedenkliche) „Überdosis“ gibt, nehmen unsere Rezeptoren im Körper synthetische Cannabinoide nahezu unbegrenzt immer weiter auf, wodurch auch lebensgefährliche Überdosen möglich sind. Auf dem Schwarzmarkt ist es leider inzwischen Gang und Gäbe, günstigstes Weed (oder CBD-Blüten) mit künstlichen Cannabinoiden zu besprühen, um die Wirkung zu potenzieren. Mit teils lebensgefährlichen Folgen. Dies war einer der Hauptgründe von Karl Lauterbach für die Legalisierung: um den unwissenden Konsumenten vor dieser Gefahr zu schützen. Denn laut seriösen Schätzungen sind heutzutage rund 90 Prozent des gesamten deutschen Schwarzmarkt-Cannabis mit künstlichen Cannabinoiden versehen